Ein Roboter gerät ins Schwitzen

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Die Gegner bei der Fußball-WM in Brasilien sind ausgelost. Auch an der Hochschule bringt sich derzeit ein Top-Spieler in Form.

"Sweaty" sieht derzeit zwar noch aus wie eine Vogelscheuche, das Team um die Professoren Ulrich Hochberg (3. von rechts) und Michael Wülker (3. von links) arbeitet aber bereits an einer ansehnlichen Hülle des Roboters. // Bild: sg

Er heißt "Sweaty", ein zweibeiniger Roboter, der von Professor Ulrich Hochberg und seinem Team trainiert wird. Zwar läuft er nicht bei der "richtigen" Weltmeisterschaft auf, kickt nicht in Joachim Löws Mannschaft und besteht auch nicht aus Haut und Knochen: Er soll bei der Fußball-WM für Roboter (Robo-Cup) antreten, die 2014 ebenfalls in Brasilien ausgetragen wird. Dabei gerät der Roboter ganz schön ins Schwitzen - daher sein Name: "Sweaty".

Er steht auf zwei Beinen, seine Knochen sind stabil und trotzdem federleicht. Gerade haben ihm Professor Ulrich Hochberg und sein Team auf die Beine geholfen: "Sweaty sieht zwar jetzt noch aus wie eine Vogelscheuche - aber er bekommt noch eine Hülle und Kleidung", sagt Hochberg schmunzelnd. Nach der Schluckspecht-Erfolgsgeschichte steht an der Hochschule Offenburg nun das Projekt "Sweaty" in den Startlöchern.

Der "Schluckspecht" als Vorbild

In dem Projekt verfolgt Hochberg den gleichen interdisziplinären Ansatz wie beim Vorzeigeprojekt "Schluckspecht": Studierende, Mitarbeiter und Professoren schrauben derzeit den zweibeinigen Roboter zusammen, damit dieser bei der Robo-Cup-Weltmeisterschaft im kommenden Sommer in Brasilien sein fußballerisches Können unter Beweis stellen kann. Und dabei gerät der "Humanoide", wie ihn Hochberg, beinahe liebevoll nennt, auch ganz schön ins Schwitzen - sein Name, "Sweaty", ist also Programm: Denn die Motoren des Roboters werden in Aktion so hoch belastet, werden so heiß, dass eine normale Kühlung nicht ausreicht: "Hier brauchen wir eine Verdunstungskühlung - wie der Mensch wird der Roboter auch schwitzen", sagt Hochberg. Es ist ein Prinzip, von dem sich die Sweaty-Konstrukteure eine bessere Kondition für ihren Roboter erhoffen: "Wenn wir schon so eine Maschine bauen, können wir ruhig beim Menschen abschauen", sagt Ulrich Hochberg.

3-D-Drucker liefert das Skelett

Als Grundlage für den Humanoiden dient ein Skelettmodell, das dem menschlichen Körper stark ähnelt. Das Skelett ist aus einem leistungsstarken 3-D-Drucker, einer Metall-Lasersinter-Maschine, entstanden. "Der 3-D-Druck liefert uns die Bauteile in der Komplexität und Festigkeit, die wir brauchen", erklärt Ulrich Hochberg. Über seinen größten Sensor, der im Bauch eingebaut ist, bekommt Sweaty sein "Bauchgefühl". Auch eine Gesichtserkennung erhält der Roboter. Um das Rad nicht neu erfinden zu müssen, wird auf bewährte Technik aus erfolgreichen Hochschulprojekten zurückgegriffen. So soll beispielsweise vom Schluckspecht ein Bus-System übernommen werden, das sozusagen das Nervensystem des Humanoiden bildet und die Kommunikation zwischen den Komponenten sicherstellt. Auch die Batteriemanagementsysteme werden übernommen, ebenso Erfahrungen aus Konstruktion und Fertigung (Professor Ulrich Hochberg, Professor Claus Fleig). Zur Entwicklung des Bewegungsalgorithmus werden Erfahrungen aus dem Robo-Cup-Projekt der Hochschule (Informatik) einfließen (Professor Klaus Dorer). Zur Visualisierung liegen Erfahrungen von Projekten von Professor Michael Wülker vor. Aus der Fakultät Medien und Informationswesen unterstützt Professorin Sabine Hirtes.

Team rechnet sich gute Chancen bei der WM aus

"Unsere Vernetzung mit anderen Disziplinen und Fakultäten ist schon einmalig - das findet man bei den anderen Teams, die beim Robo-Cup antreten, nicht", sagt Ulrich Hochberg, der genau auf diese Stärke setzt. Schließlich bewährt sie sich auch beim Schluckspecht schon seit Jahren. Ob der Roboter Messi und Ronaldo Konkurrenz machen wird, steht in den Sternen. Aber das Offenburger Team rechnet sich gute Chancen aus: "Durch unsere Erfahrung im Leichtbau können wir weit vorne mitspielen", ist sich Ulrich Hochberg sicher. Er möchte mit dem Projekt Grundlagen erforschen, Studierende dazu auffordern, sich mit komplexen mathematischen Algorithmen zu beschäftigen. Langfristig sieht er für die so genannten humanoiden Roboter Einsatzmöglichkeiten im häuslichen Bereich, etwa in der Unterstützung: "Überall dort, wo man mit dem Fließband oder einer Maschine nichts ausrichten kann."