Neues Semester, neuer Trainingsplan

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Während 394 neue Studierende ins Sommersemester starten, wird im Gebäude B fleißig an Hochschulroboter Sweaty getüftelt.

Mit dem neuen Sommersemester geht auch Sweaty in eine neue Trainingsphase (von links): Student Lucas Schickl, Professor Dr. Ulrich Hochberg und Student Manuel Scharffenberg. // Bild: sg

Um den humanoiden Roboter weiterzuentwickeln, sucht das Team noch studentische Unterstützung.

Sweaty, der im vergangenen Sommer bei der Fußballweltmeisterschaft für Roboter in Brasilien in der Kategorie "Humanoide Roboter" aufgelaufen ist, hat einen Trainingspartner bekommen: Stan heißt er und ist ein menschliches Skelettmodell. "Wir möchten noch besser die menschliche Anatomie berücksichtigen", sagt Teamleiter Professor Dr. Ulrich Hochberg, der gemeinsam mit den Professoren Dr. Michael Wülker (Bildverarbeitung) und Dr. Klaus Dorer (Künstliche Intelligenz) das Projekt betreut. Sweatys momentane Hüfte sei zu breit, am Skelett erkenne man genau, dass die menschliche Hüfte viel schmäler sei. "Jetzt ist die Überlegung, dass wir Sweaty ein künstliches Hüftgelenk einbauen, das auch bei Menschen eingesetzt wird." Auch die "Muskeln" lässt Sweaty in diesem Sommersemester spielen: Er bekommt dickere Karbonrohre, die sein Skelett massiver und den Roboter schwerer machen. Im Vergleich zu seinen Anfängen hat sich sein Gewicht verdoppelt - er bringt jetzt zwölf Kilogramm auf die Waage. "Sweaty wird deutlich schwerer - und damit auch stabiler", sagt Manuel Scharffenberg, der im zweiten Semester den Maschinenbau-Master studiert und seit den Anfängen in dem Projekt mitarbeitet. Lucas Schickl, der im sechsten Semester den Bachelor in Maschinenbau studiert und eine Ausbildung als Systemelektroniker hat, unterstützt das Team: "Roboter sind einfach Jungsträume", sagt er schmunzelnd. Schon früher hat er an Lego-Robotern geschraubt - jetzt ist es ein echter. "Wir würden uns im Sommersemester aber noch über studentischen Zuwachs freuen - Sweaty ist ein klasse Projekt, in dem so viele Disziplinen zusammenkommen und in dem man unglaublich viel lernen kann", sind sich die beiden einig. In dem Projekt können Studierende das in der Theorie gelernte Wissen in die Praxis umsetzen und durch eigene kreative Ideen ergänzen.

"Compliant Joints" für dynamische Bewegungen

Kreativ ist auch Teamleiter Ulrich Hochberg, der sogar einen Tangokurs macht, um die Bewegungen der menschlichen Hüfte noch besser zu ergründen. Auch mit Medizinern steht er in Kontakt, damit Sweatys Bewegungen runder und dynamischer werden können. Dafür setzt er auch auf eine neue Technologie: In Industrierobotern werden schon jetzt so genannte "Compliant Joints" verbaut - Federn, die dynamische Bewegungen ermöglichen. Mit diesen Federn könnte Sweaty stabiler laufen, sich nicht verspannen und stabil stehen bleiben - denn die Gelenke werden nicht belastet. "Mit dieser Technologie sind wir bei den Humanoiden an vorderster Front dabei", so Hochberg. Schon beim Robo-Cup in Brasilien hatte Wettbewerbsleiter und Schiedsrichter Jacky Baltes, der an der kanadischen "University of Manitoba" in Winnipeg Informatik lehrt, dem Offenburger Team hohe Innovationskraft bescheinigt: "Wenn man in Zukunft rennende und springende Roboter entwickeln möchte, müssen die Füße leichter werden. Hier ist der Ansatz der Hochschule Offenburg Karbon zu verwenden, sehr zukunftsweisend. Denn ohne leichtere Füße ist es nahezu unmöglich, Roboter schneller laufen zu lassen. Für einen Roboter, der wirklich rennen und springen kann, fehlt bei Sweaty bislang eine Federung. Natürlich ist es bis dahin harte Arbeit, aber Sweaty ist ein wirklich neuer und sehr innovativer Ansatz, der sehr vielversprechend ist."

Nächstes Ziel: Weltmeisterschaft 2016 in Leipzig

Das große Ziel beim Robo-Cup ist es, einen Roboter zu entwickeln, der bis 2050 gegen den "richtigen" Fußball-Weltmeister antritt und diesen auch besiegen kann. Doch dieses Ziel ist an der Hochschule Offenburg eher symbolisch gemeint: "Ein richtiger, effektiver Roboter kann nicht nur Rasen mähen - sondern vorher auch die liegengelassenen Bälle aufräumen", sagt Ulrich Hochberg schmunzelnd. Das nächste Ziel ist die Weltmeisterschaft in Leipzig 2016. Bis dahin heißt es an der Hochschule Offenburg: trainieren, trainieren, trainieren - auch im neuen Sommersemester.

Über das Sweaty-Team: Das Team besteht aus Professoren, Mitarbeitern und Studierenden der Fachbereiche Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Elektrotechnik, Informationstechnik sowie Medien und Informationswesen. Durch das Zusammenspiel aller Fakultäten konnte pünktlich zum Robo-Cup 2014 in Brasilien ein erster Protoyp auf das Spielfeld auflaufen, der nun weiterentwickelt wird.

Kontakt: Professor Dr. Ulrich Hochberg, E-Mail: ulrich.hochberg@hs-offenburg.de